Ein Thema, wo ich bis jetzt auch noch keine schlüssige Antwort finden konnte. Bid jetzt. Ich habe in einem befreundeten Pilzeforum einen Beitrag gefunden, den ich hier mit Angabe auf den Author (Gerd in einem Forum, das es so nicht mehr gibt ...) sicherlich zitieren darf:
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Ob Pilze abgeschnitten oder herausgedreht werden sollen – darüber gab es in der Vergangenheit hitzige Diskussionen. Doch zwischenzeitlich ist man sich längst einig, dass es völlig gleichgültig ist, ob man bei der Fruchtkörperentnahme die Pilze „abschneidet“ oder „drehend heraushebelt“.
- Und dies wurde auch durch Langzeitstudien bestätigt.
---> Vergleiche:
Egli, S.; Ayer, F.; Chatelain, F. (1990): Der Einfluss des Pilzsammelns auf die Pilzflora. Zwischenergebnisse einer Untersuchung im Pilzreservat “La Chanéaz", Montagny-les-Monts, FR.; Mycologia Helvetica 3(4):417-428
Egli, S.; Peter, M.; et al. (2005): Mushroom picking does not impair future harvests - result of a long-term study in Switzerland; ELSEVIER, Biological Conservation xxx:1-6
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PRO und Kontra:
Zuerst einmal etwas Hintergrundinformation:
- Das Myzel (Pilzgeflecht) bildet, bevor es zur Fruchtkörperbildung kommt, Fruchtkörperanlagen (Primordien = Initialknötchen, aus denen letztendlich unter günstigen Bedingungen Fruchtkörper gebildet werden) aus. Und auch unter optimalen Bedingungen werden nur aus einem geringer Anteil dieser Primordien auch Fruchtkörper gebildet.
---> Dies dürfte einleuchten, da dass Myzel nur eine gegrenzte Energie zur Fruchtkörperbildung bereitstellen kann. Anders ausgedrückt: Die Fruchtkörpermasse, die gebildet werden kann ist gegrenzt.
---> Klar sollte deshalb auch sein, warum eine Fruchtkörperentnahme die Bildung neuer Fruchtkörper anregt. Ganz einfach: Durch die Entnahme von noch nicht ausgereiften Fruchtkörper steht überschüssige Energie zur Verfügung mit der weitere Primordien zur Fruchtkörperbildung angeregt werden.
- Man kann dieses Verhalten (der Vergleich hinkt) evtl. mit einem Baum vergleichen, bei dem auch nur aus einem geringen Anteil von Augen neue Triebe gebildet werden. Die Triebbildung kann angeregt werden durch Schnitt.
- Auch was die Gesamtmasse an Fruchtkörpern angeht, so hängt die von der Assimilationsleistung des Baumes ab. Es werden entweder viele kleine Fruchtkörper oder weniger große Fruchtkörper gebildet. Und wenn man einen Teil der Blüten entfernt, so gibt es halt weniger, aber dafür größere Fruchtkörper.
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Die Gegner des Abschneidens argumentierten damit, dass der abgeschnittene Stielrest fault und das Myzel schädigt.
---> Dies kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, da auch in einem stark begangenem Gebiet eh der größte Anteil der Fruchtkörper übersehen wird und vergammelt. Für mich unvorstellbar, dass sich Pilze im Laufe der Evolution immer noch durch überständige, verfaulende Fruchtkörper schädigen lassen.
Die Gegner des Heraushebeln argumentieren, dass durch das Heraushebeln das Pilzmyzel trockengelegt und Primordien mit dem Heraushebeln entfernt werden.
---> Argumente, die man eher nachvollziehen kann, zumal man beobachten kann, dass mit der Entnahme gelegentlich auch Fruchtkörperanlagen oder Fruchtkörperwinzlinge entnommen werden. Doch, wenn man sich die Gesamtfläche des Myzels im Verhältnis zu den durch Heraushebeln entstandenen Löchern oder die Gesamtzahl der Primordien vorstellt, dann ist dies wohl auch keine nachvollziehbare Argumentation.
Mein Fazit:
Bei der Fruchtkörperentnahme halte ich es so:
(1) Bei Herbarmaterial oder Pilzen, die ich bestimmen möchte, benötigt man vollständige Fruchtkörper.
---> Heraushebeln ist angesagt. Und wenn es große Fruchtkörper sind, bei denen der Stiel sogar tief im Boden steckt, dann wird das Loch zugedrückt.
(2) Bei Sammeln sicher bekannter Arten für den Kochtopf empfehle ich Abschneiden.
---> Das erspart eine Menge Putzarbeit.
(3) Beim Sammeln von Speisepilzen (!?), die man einem Pilzberater oder Pilzkenner zur Begutachtung vorlegen möchte, ist Heraushebeln angesagt, damit der komplette Fruchtkörper begutachtet werden kann.
---> Und dies insbesondere deshalb, damit der Pilzbegutachter evtl. auf Trennmerkmale der Stielbasis hinweisen kann.