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letzter Beitrag von wepa ()

Pilze anderswo ansiedeln

  • Hy liebe Gemeinde


    Mich würde interressieren ob es möglich ist Pilze an einem anderen Platz/Waldstück anzusiedeln? Im speziellen spreche ich von Steinpilzen, Eierschwammerl und Parasolen (Riesenschirmlinge).


    Ich bin eher ein Neuling was das Pilze suchen angeht und hab auch generel nicht viel Ahnung von Pilzen. Ich suche eigentlich auch nur die oben genannten Pilze.


    Ich hab zwar schon die Suchfunktion benutzt, wurde aber zu diesem Thema nicht fündig. Vielleicht hab ich auch falsch gesuch, also bitte nicht schimpfen wenn das schon öfter besprochen wurde.


    Es wäre toll wenn mich jemand aufklären könnte. Ich kann mir vorstellen das es nicht einfach ist (sonst würde ja jeder seine Pilze im Wald ums Eck ansiedeln).


    Hoffe es kann mir jemand von euch weiterhelfen.


    Lg Roman

  • Hallo Roman.
    Das versuchen echte Spezialisten schon seit Jahren.
    So viel ich weiß ist es bei Steinpilz und Eierschwammerl
    Noch nicht gelungen.Das ist ein sehr schwieriges Thema und dazu műsstest du erst einmal lesen wie ein Mizel entsteht. Das steht fast in jeden guten Pilzbuch.Erst dann
    Verstehst du wie schwer , wenn nicht unmőglich es ist.Mehr kann ich dir auch nicht sagen.Liebe Grűße Oma Eva.

  • Steinpilze und Pfifferlinge sind Mykorrhiza-Pilze, das funktioniert also prinzipiell eigentlich nicht.
    Parasole wachsen fast überall, damit könnte man es versuchen.


    Grüße
    Harald

    Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!


  • Hallo Harald.
    Danke, du kannst das mit ein paar Worten erklären. Ich kann das nicht.Bin zu umständlich. Liebe Grűße Oma Eva.


    Hallo Harald,


    das Argument kann ich nicht nachvollziehen. Mykorrhiza heißt doch nur dass sie in Symbiose mit einem Partner (bestimmten Bäumen) leben. Wenn man ihnen das auf dem neuen Platz anbietet, könnten sie es ja dort genauso machen. In der Natur fallen die Sporen ja auch überallhin und wo die Bedingungen passen, dort wächst der Pilz.
    Ich stimme aber zu, dass Steinpilz & Co nicht einfach gesät und geerntet werden können, zumindest bisher nicht.
    Wär mal ne Forschungsarbeit auf einer Agrar Uni wert, genau die Bedingungen herauszuarbeiten, wann die Kerle sich wohlfühlen und wachsen :D


    lg
    hupfi

  • Ich stimme aber zu, dass Steinpilz & Co nicht einfach gesät und geerntet werden können, zumindest bisher nicht.


    Aha !
    Was denkst Du, woran das liegen könnte? Vielleicht daran, dass sie eine Mykorrhiza brauchen...
    :rolleyes:

    Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!


  • Hallo Harald,


    das Argument kann ich nicht nachvollziehen. Mykorrhiza heißt doch nur dass sie in Symbiose mit einem Partner (bestimmten Bäumen) leben. Wenn man ihnen das auf dem neuen Platz anbietet, könnten sie es ja dort genauso machen. In der Natur fallen die Sporen ja auch überallhin und wo die Bedingungen passen, dort wächst der Pilz.
    Ich stimme aber zu, dass Steinpilz & Co nicht einfach gesät und geerntet werden können, zumindest bisher nicht.
    Wär mal ne Forschungsarbeit auf einer Agrar Uni wert, genau die Bedingungen herauszuarbeiten, wann die Kerle sich wohlfühlen und wachsen :D


    lg
    hupfi
    [/quote]

    --------------------------------

    harald.:


    • Wie meist kann ich dir nur voll zustimmen. Außer bei deinem Kommentar zum Parasol. Ich komme darauf zurück!

    @Hupfi:
    -        Du zeigst, dass du (vorsichtig ausgedrückt) leider eine ziemlich naive Vorstellung zu diesem Thema hast:



    Ok, ich versuch einmal (auch für dich) etwas Klarheit (ohne wirkliche Vollständigkeit!) über die Vermehrung von Pilzen zu vermitteln:


    • Sporenproduktion:

    • Es ist erstaunlich, welche Sporenmengen Pilze produzieren. Ich nenne einmal wenige Beispiele von Saprobionten (ernähren sich von totem, organischem Material):

    • „Riesenbovist“(Clavaria gigantea): Ein einzelner Fruchtkörper produziert ca. 6,7 Billionen Sporen)

    • „Parasol“ (Macrolepiota procera): Hier habe ich eine Abschätzung (über Lamellenfläche, und Sporenabwurfpräparat) gemacht:

    ---> Ein einzelner Fruchtkörper produziert Sporen im mittlerer 2-stelligen Milliarden Bereich)!!!
    --------------------------


    • Neuansiedlung an anderen Standorten:

    • Das Positive: Die Sporen überwinden auf der Suche nach neuen Standorten problemlos Hindernisse (Flüsse, Gebirge, sogar gelegentlich den Atlantik). Sie benötigen also keine Vernetzung der Standorte.

    - Und dennoch haben es Pilze (trotz der riesigen Sporenproduktion) extrem schwer, neue Standorte zu erobern!!!
    ---> Das liegt daran, dass die Sporen keine Nahrungsreserven haben und nur unter optimalen Bedingungen (a) geeignetes Substrat/geeigneten Symbiose-Partner, (b) perfekte Witterungsbedingungen) überhaupt eine Chance haben zu keimen und ein sog. „Primär-Myzel“ (haploid, einzellig) zu entwickeln. Doch nicht einmal das reicht zur Fruktifikation aus. Denn das „Primärmyzel“ benötigt noch ein Zusammentreffen mit einem konträr-geschlechtlichem „Primär-Myzel“ der gleichen Art. Denn nur wenn beide (konträr-geschlechtlichen) Primär-Myzelien durch „Plasma-Verschmelzung“ ein „Sekundär-Myzel“ (zweikernig) bilden sind (bei den dich interessierenden Pilz-Arten (sind „Basidiomyzeten“ = Ständerpilze) die Voraussetzungen für eine Fruchtkörperbildung erfüllt. Weitere erschwerende Bedingungen (u.A. spez. Bedingungen, die eine „Fruchtkörper-Entwicklung auslösen) zu nennen erspare ich mir.
    Fazit 1:


    • Die Aussicht, dass über Sporenverbreitung (trotz dieser immensen Sporenproduktion) ein neuer Standort erobert wird ---> geht gegen NULL!!!
    • Und dies gilt sowohl für „Mykorrhiza-Pilze“ und auch „Saprobionten“

    -----------------------------------------


    • Jetzt abschließend noch Anmerkungen die zeigen, dass es deutliche Unterschiede zwischen der Ansiedlung von „Saprobionten“ und „Mykorrhiza-Pilzen“ gibt:

    (2a) Saprobionten (z.B. „Parasol“):


    • Z.B. „Parasol“: Das Substrat befindet sich in dem obersten Boden-Horizont und steht auskeimenden Sporen sofort als Ernährungsquelle zur Verfügung.

    ---> Doch es sollte nachdenklich machen, warum der „Parasol“ jahrelang nur an bekannten Standorten zu finden ist und man fast nie neue Standorte entdeckt!!! Neben den bereits genannten Gründen gibt es hier zusätzlich noch das grundsätzliche Problem, dass sich eine Art bei Neuansiedlung noch gegenüber der Konkurrenz durchsetzen muss.


    • Zu den Saprobionten zählen auch viele Arten Holz-zersetzenden Pilze. Die haben das Problem, dass sie (bei Befall eines noch lebenden Baums) die „Abwehr-Kräfte“ des Baums überwinden müssen.

    Fazit 2:


    • Theoretisch kannst man (Hinweis von Harald) diese Arten (hier beim „Parasol“) über Sporen-Verbreitung (viele reife Fruchtkörper) am neuen Standort (Fruchtkörper etwas höher anbringen) ansiedeln.

    ---> Nur ich garantiere dir, dass du dann wohl aus von mir genannten Gründen enttäuscht bist.
    Wenn du einen „Saprobiont“ ansiedelt möchtest, dann empfehle ich dir eine „Pilzbrut“ zu kaufen.
    - Die gibt es sogar im Handel für den „Parasol“!!!


    • Auch bei Pilzen an Holz würde ich dir empfehlen, einen Kulturversuch mit käuflich erworbener „Pilzbrut“ zu versuchen. Die einzige Ausnahme, die ich kenne ist der „Austernseitling“, bei dem man auch außerhalb von sterilen Laborbedingungen als Laie ein Myzel erzeugen kann, mit dem man dann ein geeignetes Substrat beimpfen kann.

    (2b) Mykorrhiza-Pilze (z.B. Pfifferling, Steinpilz):


    • Ja , die haben noch ein viel größeres Problem:

    • Wichtig zu wissen: Bisher ist es nicht einmal unter „sterilen Laborbedingungen“ (ohne Mykorrhiza-Partner) gelungen Fruchtkörper zu entwickeln.

    • Und deshalb bieten auch Zucht-Betriebe bieten keine „Pilzbrut“ von Mykorrhiza-Pilzen an.

    • Das grundsätzliche Problem ist, dass das Sekundär-Myzel sich in einem „ungeeigneten Substrat“ entwickelt und ohne „Andocken“ an „Feinwurzeln“ eines geeigneten „Symbiose-Partners“ keine Chancen zu einer Fruchtkörper–Entwicklung. Denn nur der “Symbiose-Partner“ liefert die notwendige Energie zu einer Fruchtkörperentwicklung.
    • Die einzige Chance zur Umsiedlung, so sehe ich das, wäre eine Beimpfung geeigneter Baumpartner mit unter sterilen Bedingungen erzeugtem Myzel. Und das wird in der Tat bereits genutzt:

    • Bei Neuanpflanzungen in schwierigerem Gelände.
    • In Halbkultur bei Trüffeln.

    Fazit 3:


    • Ich garantiere dir, dass dir eine Umsiedlung eines Mykorrhiza-Pilzen nicht gelingen wird!!!

    Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Gerd (†) ()



  • --------------------------------

    harald.:

    • Wie meist kann ich dir nur voll zustimmen. Außer bei deinem Kommentar zum Parasol. Ich komme darauf zurück!

    @Hupfi:
    -        Du zeigst, dass du (vorsichtig ausgedrückt) leider eine ziemlich naive Vorstellung zu diesem Thema hast:



    Ok, ich versuch einmal (auch für dich) etwas Klarheit (ohne wirkliche Vollständigkeit!) über die Vermehrung von Pilzen zu vermitteln:

    • Sporenproduktion:
    • Es ist erstaunlich, welche Sporenmengen Pilze produzieren. Ich nenne einmal wenige Beispiele von Saprobionten (ernähren sich von totem, organischem Material):
    • „Riesenbovist“(Clavaria gigantea): Ein einzelner Fruchtkörper produziert ca. 6,7 Billionen Sporen)
    • „Parasol“ (Macrolepiota procera): Hier habe ich eine Abschätzung (über Lamellenfläche, und Sporenabwurfpräparat) gemacht:

    ---> Ein einzelner Fruchtkörper produziert Sporen im mittlerer 2-stelligen Milliarden Bereich)!!!
    --------------------------

    • Neuansiedlung an anderen Standorten:
    • Das Positive: Die Sporen überwinden auf der Suche nach neuen Standorten problemlos Hindernisse (Flüsse, Gebirge, sogar gelegentlich den Atlantik). Sie benötigen also keine Vernetzung der Standorte.

    - Und dennoch haben es Pilze (trotz der riesigen Sporenproduktion) extrem schwer, neue Standorte zu erobern!!!
    ---> Das liegt daran, dass die Sporen keine Nahrungsreserven haben und nur unter optimalen Bedingungen (a) geeignetes Substrat/geeigneten Symbiose-Partner, (b) perfekte Witterungsbedingungen) überhaupt eine Chance haben zu keimen und ein sog. „Primär-Myzel“ (haploid, einzellig) zu entwickeln. Doch nicht einmal das reicht zur Fruktifikation aus. Denn das „Primärmyzel“ benötigt noch ein Zusammentreffen mit einem konträr-geschlechtlichem „Primär-Myzel“ der gleichen Art. Denn nur wenn beide (konträr-geschlechtlichen) Primär-Myzelien durch „Plasma-Verschmelzung“ ein „Sekundär-Myzel“ (zweikernig) bilden sind (bei den dich interessierenden Pilz-Arten (sind „Basidiomyzeten“ = Ständerpilze) die Voraussetzungen für eine Fruchtkörperbildung erfüllt. Weitere erschwerende Bedingungen (u.A. spez. Bedingungen, die eine „Fruchtkörper-Entwicklung auslösen) zu nennen erspare ich mir.
    Fazit 1:

    • Die Aussicht, dass über Sporenverbreitung (trotz dieser immensen Sporenproduktion) ein neuer Standort erobert wird ---> geht gegen NULL!!!
    • Und dies gilt sowohl für „Mykorrhiza-Pilze“ und auch „Saprobionten“

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    • Jetzt abschließend noch Anmerkungen die zeigen, dass es deutliche Unterschiede zwischen der Ansiedlung von „Saprobionten“ und „Mykorrhiza-Pilzen“ gibt:

    (2a) Saprobionten (z.B. „Parasol“):

    • Z.B. „Parasol“: Das Substrat befindet sich in dem obersten Boden-Horizont und steht auskeimenden Sporen sofort als Ernährungsquelle zur Verfügung.

    ---> Doch es sollte nachdenklich machen, warum der „Parasol“ jahrelang nur an bekannten Standorten zu finden ist und man fast nie neue Standorte entdeckt!!! Neben den bereits genannten Gründen gibt es hier zusätzlich noch das grundsätzliche Problem, dass sich eine Art bei Neuansiedlung noch gegenüber der Konkurrenz durchsetzen muss.

    • Zu den Saprobionten zählen auch viele Arten Holz-zersetzenden Pilze. Die haben das Problem, dass sie (bei Befall eines noch lebenden Baums) die „Abwehr-Kräfte“ des Baums überwinden müssen.

    Fazit 2:

    • Theoretisch kannst man (Hinweis von Harald) diese Arten (hier beim „Parasol“) über Sporen-Verbreitung (viele reife Fruchtkörper) am neuen Standort (Fruchtkörper etwas höher anbringen) ansiedeln.

    ---> Nur ich garantiere dir, dass du dann wohl aus von mir genannten Gründen enttäuscht bist.
    Wenn du einen „Saprobiont“ ansiedelt möchtest, dann empfehle ich dir eine „Pilzbrut“ zu kaufen.
    - Die gibt es sogar im Handel für den „Parasol“!!!

    • Auch bei Pilzen an Holz würde ich dir empfehlen, einen Kulturversuch mit käuflich erworbener „Pilzbrut“ zu versuchen. Die einzige Ausnahme, die ich kenne ist der „Austernseitling“, bei dem man auch außerhalb von sterilen Laborbedingungen als Laie ein Myzel erzeugen kann, mit dem man dann ein geeignetes Substrat beimpfen kann.

    (2b) Mykorrhiza-Pilze (z.B. Pfifferling, Steinpilz):

    • Ja , die haben noch ein viel größeres Problem:
    • Wichtig zu wissen: Bisher ist es nicht einmal unter „sterilen Laborbedingungen“ (ohne Mykorrhiza-Partner) gelungen Fruchtkörper zu entwickeln.
    • Und deshalb bieten auch Zucht-Betriebe bieten keine „Pilzbrut“ von Mykorrhiza-Pilzen an.
    • Das grundsätzliche Problem ist, dass das Sekundär-Myzel sich in einem „ungeeigneten Substrat“ entwickelt und ohne „Andocken“ an „Feinwurzeln“ eines geeigneten „Symbiose-Partners“ keine Chancen zu einer Fruchtkörper–Entwicklung. Denn nur der “Symbiose-Partner“ liefert die notwendige Energie zu einer Fruchtkörperentwicklung.
    • Die einzige Chance zur Umsiedlung, so sehe ich das, wäre eine Beimpfung geeigneter Baumpartner mit unter sterilen Bedingungen erzeugtem Myzel. Und das wird in der Tat bereits genutzt:
    • Bei Neuanpflanzungen in schwierigerem Gelände.
    • In Halbkultur bei Trüffeln.

    Fazit 3:

    • Ich garantiere dir, dass dir eine Umsiedlung eines Mykorrhiza-Pilzen nicht gelingen wird!!!

    Grüße
    Gerd
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    Hallo Gerd.
    Schön vor dir zu hören.
    Hab mich mit diesen Thema frűher sehr ausführlich beschåftigt.Aber es wåre mir nie gelungen es so gut zu erklären. Dafür bedanke ich mich herzlich, auch wenn es nicht für mich bestimmt ist.Liebe Grűße Eva.


  • Hallo Eva,


    Zitat Gerd:
    @Hupfi:
    -        Du zeigst, dass du (vorsichtig ausgedrückt) leider eine ziemlich naive Vorstellung zu diesem Thema hast:
    Ok, ich versuch einmal (auch für dich) etwas Klarheit (ohne wirkliche Vollständigkeit!) über die Vermehrung von Pilzen zu vermitteln:


    (1) Freut mich, dass dir mein "schnell herunter geschriebener" Beitrag gefallen hat.
    (2) Du irrst dich (vergleiche mein Zitat), dass dieser Beitrag nicht auch für dich bestimmt ist.


    ---> Eigentlich gehört der Beitrag ins Unterforum "Wissenschaftliches". Und dort werde ich ihn nach Überarbeitung in Kürze einstellen.


    Liebe Grüße
    Gerd

    Ich mache nur Bestimmungsvorschläge ohne Freigabe für Speisezwecke!!!

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